Nun hat DWM ja schon mal verlauten lassen, dass sie einen arbeitsreichen Vormittag durchaus einem verbummelten Bürotag vorzieht, neidische Gefühle auf Kolleginnen, die dem mancherorts beliebten „Owezan“ fröhnen, sind ihr im Prinzip also fremd, aber wie das mit Prinzipien eben so ist, gibt es manchmal auch Ausnahmen davon.
Exkurs für die des österreichischen nicht mächtigen Leser: Owezan bedeutet, seine Arbeit mit weniger Engagement zu verrichten, als möglich und auch angebracht wäre und interessant findet DWM auch die historische Herleitung dieses Wortes:
Der Owezara ist ein Holzarbeiter. Früher wurden Pfosten und Bretter aus einem Stamm mit der Hand geschnitten. Die Säge , meist eine Doppelsäge, wurde von 2 Männern bedient. Der Stamm wurde in einer gewissen Höhe fixiert, dann wurde mit dem schneiden begonnen.Einer stand oben auf dem Stamm, der andere unten . Natürlich war für den oberen die Arbeit viel schwerer , denn dieser musste ja die Säge raufziehen und der untere war der OWEZARA, der hatte die leichtere Arbeit . Daher der Name Owezara oder owezan. Quelle: http://www.ostarrichi.org/wort-6624-at-owezahn.html
Obwohl der Owezara also historisch gesehen männlichen Geschlechts ist, findet man sie in der heutigen Arbeitswelt auch unter den weibliche Kollegen und um so eine geht es hier, genau genommen um ChatterBox, die an den wenigen Tage ihrer Anwesenheit (an den restlichen ist sie beim Arzt oder im Krankenstand) mit DWM das Büro teilt.
Morgens sinkt sie fünf Minuten nach neun Uhr seufzend auf ihren Stuhl. Die Kernarbeitszeit beginnt zwar um neun, aber durch die Zeiterfassungen bringen ihr die verpassten Minuten keinen Vorteil. Erschöpft von der langen Anreise verzieht sie sich erst mal in die Küche, um ihr Frühstück zuzubereiten, dass sie dann am Schreibtisch genüsslich verzehrt. Butter und Marmelade werden auf dem Brötchen verteilt, Kaffee wird genossen, etwaige Anrufe werden trotzdem zwischen zwei Bissen gnädig entgegengenommen. Danach werden Butter, Marmelade und Geschirr ordnungsgemäß in der Küche verräumt. Da die Uhr mittlerweile beinahe zehn Uhr zeigt, schnappt ChatterBox ihren Schlüssel, um die Post aus dem zweiten Stock zu holen. Da sich in diesem Stockwerk auch noch diverse andere Abteilungen befinden, die immer wieder einen Besuch wert sind, kann der Transport der Post vom zweiten in den dritten Stock schon mal eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. In Zeiten wie diesen besteht die papierene Post zwar in erster Linie aus Reklame und Seminareinladungen, aber auch diese müssen ordnungsgemäß in den beiden Räumen der Abteilung verteilt werden.
Nach so viel Aktivität können schon mal Kreislaufprobleme auftreten und ChatterBox zieht sich mit Verweis auf selbige zurück in den Raum, der als Ordinationsraum für den Betriebsarzt und vorgeschriebene Ruhestätte für Schwangere vorgesehen ist. Nach über einer Stunde taucht sie von dort wieder auf mit der Erklärung, sie sei kurz eingeschlafen. Leider habe das ihre Kreislaufprobleme nicht beseitigt, daher muss sie jetzt die Apotheke aufsuchen, um sich dort den Blutdruck messen zu lassen. Nach einer weiteren Stunde kommt sie mit prall gefüllten Müller-Tüten aus der Apotheke zurück.
Mittlerweile ist die Mittagszeit ins Büro gezogen und ChatterBox beginnt ihren Salat zu verzehren. Natürlich gibt es noch jede Menge anderer Gelegenheiten, um einen ungeliebten Arbeitsplatz zu verlassen, Akten müssen geholt und wieder zurück gebracht werden, und manchmal reicht als Erklärung auch ein lapidares „Ich bin mal kurz im zweiten Stock“ oder auch nur „Ich muss mal kurz wohin“, wobei eine Stunde natürlich im Vergleich zu einem ganzen Menschenleben tatsächlich kurz anmuten mag.
Interessant mag in diesem Zusammenhang eine Vorschrift sein, die vom Vorstand vor einigen Jahren erlassen wurde: Raucher müssen vor Aufsuchen der Raucherterasse sich ausstechen und erst nach Auftauchen am Arbeitsplatz wieder einstechen, sprich: Rauchzeit ist Freizeit. Was aber ist mit Frühstückszeit, Mittagsessenszeit, Kaffeeholzeit, Kaffeetrinkzeit, Postholzeit,…..?